In unseren Breitengraden erkranken rund 10 - 15 % der Kinder an Asthma. Dabei ist ein optimales Immunsystem besonders in der fötalen Entwicklungsphase wichtig und kann Asthma-Risikofaktoren beeinflussen. In diesem Zusammenhang haben Forscher nun untersucht, ob eine Vitamin D Supplementierung während der Schwangerschaft einen positiven Effekt für das Immunsystem der Neugeborenen verzeichnen kann.

 

Vitamin D:

Mit dem Begriff Vitamin D versteht man eine Gruppe von fettlöslichen Vitaminen, sogenannte Calciferole. Unter Anderem gehören dazu Vitamin D2 (d.h. Ergocalciferol) und Vitamin D3 (d.h. Cholecalciferol). Die Vitamin D Gruppe fördert die Calcium- und Phosphataufnahme aus dem Darm und den darauffolgenden Einbau in den Knochen. Zusätzlich zum Knochenstoffwechsel spielt Vitamin D auch bei weiteren Stoffwechselvorgängen eine besondere Rolle (d.h. Proteinsynthese und Steuerung von Genen). Aufgrund dessen vergrößert sich die beobachtende Forschung bezüglich Zusammenhänge zwischen einer Vitamin D-Versorgung und chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 und kardiovaskulären Krankheiten.
Die für die fötale Entwicklung wichtige "Programmierung" des Immunsystems kann laut Beobachtungsstudien die Asthma-Risikofaktoren im späteren Lebensalter beeinflussen, weswegen Vitamin D als sogenannter Immunmodulator (d.h. beeinflusst das Immunsystem) von den Forschern genauer analysiert wurde. Dabei wurde die Hypothese angenommen, dass Vitamin D während der Schwangerschaftsperiode die Krankheitsentwicklung bei den Neugeborenen beeinflussen könnte. Das Team versuchte in der im Jahr 2017 publizierten Studie, die Auswirkungen einer mütterlichen Supplementierung mit 4400 IE/d Vitamin D3 während des zweiten und dritten Schwangerschafts-Trimesters auf die Immunität des Kindes zu analysieren. Dafür wurden Nabelschnurblutproben aus einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie verwendet (Vgl. Augusto A Litonjua et al. 2014).
Den Ansatz finden die Wissenschaftler in der Postulierung, dass die Mehrheit der Asthmafälle schon in der frühen Kindheit diagnostiziert wird. Dementsprechend lässt sich der Ursprung der Erkrankung im neugeborenen-Alter bzw. in den frühen Lebensjahren finden. In diesem Zusammenhang wären mögliche Risikofaktoren (in frühen Lebensjahren) für die Entwicklung von Asthma:

 

- Wiederkehrendes Keuchen

- Atopie (d.h. unmittelbare allergische Reaktionen in Bezug auf Überempfindlichkeitsreaktionen)

- Infektionen der unteren Atemwege

- Möglicher mütterlicher Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft

 

Jedoch ist anzumerken, dass Beobachtungsstudien zur Assoziation zwischen Asthma bei Kindern und dem Gesamtgehalt von Vitamin D im mütterlichen Blut bzw. im Nabelschnurblut, widersprüchliche Ergebnisse lieferten. Laut Forschern waren alle bisherigen Studien zum Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Status und dem Immunsystem der Neugeborenen ausschließlich Beobachtungsstudien und konnten sich damit nicht direkt mit der Änderung der Reaktionsfähigkeit des menschlichen Immunsystems durch Vitamin D befassen. Um diesen direkten möglichen Beleg zu erforschen, analysierten die Forscher die tägliche Vitamin-D3-Supplementierung während der Schwangerschaft und deren Wirkung auf das Immunsystem der Neugeborenen. Mit Hilfe von Proben aus einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Studie, des sogenannten Vitamin D Antenatal Asthma Reduction Trial, kurz VDAART, wurde diese Annahme untersucht. Dabei wurden zwei Hypothesen ausgestellt:

 

1. Hochdosierte mütterliche Vitamin-D3-Supplementierung fördert das angeborene Immunsystem der Neugeborenen und erhöht die Fähigkeit bestimmter Zellen aus Nabelschnurblut, welche eine Schlüsselrolle für das Immunsystem spielen.

 

2. Nuancierte Wirkung auf die T-Zellen (d.h. Gruppe weißer Blutzellen) bei einer mütterlichen Vitamin-D3-Supplementierung.

 

An dieser Stelle möchten wir anmerken, dass eine Selbstmedikation mit Vitamin D über bzw. unter den allgemein empfohlenen Werten in Ihrer Region riskant ist, da es hier zu einer Überdosierung bzw. Mangel mit Nebenwirkungen kommen kann. Zusätzlich dazu kann es bei übermäßiger Supplementierung auch zu einer Vergiftung mit Vitamin D kommen, da die Vitamingruppe als fettlösliches Vitamin im Fett- und Muskelgewebe gespeichert werden kann. Bei körpereigener Vitamin-D-Bildung und einer ausgewogenen natürlichen Ernährung besteht weniger Risiko für eine Vergiftung. Daher sollten Sie bei Vitamin-D-Supplementierungen stets die Packungsbeilage lesen und bei Ihrem Arzt bzw. Apotheke nachfragen.

 

Studienmethode:

In der im Jahre 2018 publizierten Studie wurden 51 Nabelschnurblutprogen der Neugeborenen, deren Mütter entweder 4400 IE/d oder 400 IE/d Vitamin D3 verabreicht bekamen, mittels unterschiedlicher Messtechniken (z.B. Durchflusszytometrie) auf die Zusammensetzung der Immunzellen untersucht.

 

Resultate:

Diese Untersuchung ergab, dass die Vitaminergänzung der Mütter mit 4400 IE Vitamin D3 zu einer stärkeren Reaktion der Nabelschnurblutzellen (1,7 bis 2,1-fach stärker) gekommen ist. Die T-Zell-Stimulation zeigte sogar einen mehr als 4-fachen Anstieg bestimmter, für die Immunreaktion wichtiger Proteine (d.h. Interleutik-17).

 

Fazit:

Laut der VDAART-Studie konnte eine Supplementierung mit Vitamin-D3 der schwangeren Mutter einen positiven Effekt auf die fötale Entwicklung des Immunsystems des Kindes verzeichnen und dadurch eventuellen Schutz vor asthmabedingten bzw. infektiösen Folgen im frühen Lebensstadium begünstigen. Im Allgemeinen sollte eine Vitamin-D Nahrungsergänzung stets mit einem medizinischen Fachpersonal besprochen werden, um keine unerwünschten Nebenwirkungen zu erzielen.

 

Quellen:

Hornsby E, Pfeffer PE, Laranjo N, Cruikshank W, Tuzova M, Litonjua AA, Weiss ST, Carey VJ, O'Connor G, Hawrylowicz C. Vitamin D supplementation during pregnancy: Effect on the neonatal immune system in a randomized controlled trial. J Allergy Clin Immunol. 2018 Jan.

Litonjua AA, Lange NE, Carey VJ, Brown S, Laranjo N, Harshfield BJ, O'Connor GT, Sandel M, Strunk RC, Bacharier LB, Zeiger RS, Schatz M, Hollis BW, Weiss ST. The Vitamin D Antenatal Asthma Reduction Trial (VDAART): rationale, design, and methods of a randomized, controlled trial of vitamin D supplementation in pregnancy for the primary prevention of asthma and allergies in children. Contemp Clin Trials. 2014 May.

https://www.stemexpress.com/human-blood-products/cord-blood-mononuclear-cells-frozen.html#:~:text=The%20mononuclear%20cell%20(MNC)%20fraction,and%20cell%2Dmediated%20immune%20responses